Auf Expeditionsreise in Spitzbergen unterwegs – Unser Fabian von #TeamÄndi ist für euch an Bord der World Voyager
Teil 1: Der Flug zum Dach der Welt nach Spitzbergen
Heute beginnt eine ganz besondere Kreuzfahrt und damit für mich persönlich auch ein großes Highlight. Von Frankfurt aus startete das Flugzeug mit nördlichem Kurs und landete fünf Stunden später in Longyearbyen auf Spitzbergen. Dies ist damit offiziell mein nördlichstes Reiseziel und viel nördlicher geht dann auch fast nicht mehr, denn von hier aus sind es nur noch etwa 1000 Kilometer bis zum Nordpol.
Die Hauptstadt Longyearbyen selbst wird öfter von Kreuzfahrtschiffen angelaufen und liegt auf vielen Routen in das Nordland – auch von größeren Schiffen, sodass unter anderem AIDA oder auch TUI Cruises regelmäßig hier anlegen. Für mich ging es hier heute aber auf ein Expeditionskreuzfahrtschiff (WORLD VOYAGER), das maximal 200 Passagiere aufnehmen kann und auch eine Eisklasse hat, um für das Packeis gewappnet zu sein. Von Longyearbyen geht es nämlich auf eine Expedition rund um Spitzbergen und solche Routen werden ausschließlich von Expeditionskreuzfahrtschiffen angeboten. Darunter gibt es viele Anbieter, wie zum Beispiel Hapag-Lloyd Cruises, Swan Hellenic, Silversea, Hurtigruten und viele weitere Anbieter.
Schon der Anflug auf Spitzbergen wurde zum Erlebnis. Beim Blick aus dem Fenster zogen atemberaubende Landschaften an uns vorbei und der Blick auf die großen Gletscher löste Vorfreude auf das aus, was uns hier die nächsten 12 Tage bevorsteht. Eine Expedition auf Spitzbergen verspricht nämlich so einiges, wie zum Beispiel Sichtungen von Eisbären, großen Gletschern und weiteren spannenden Highlights. Mit den kleinen Zodiacs (Schlauchboote) geht es dann an Land, denn Piers oder große Anleger gibt es hier oben nicht.
Auf Luxus und Komfort braucht man auf vielen der hochwertigen Expeditionsschiffen heutzutage nicht mehr verzichten auf so einer Reise am „Ende der Welt“. Zwar lassen wir sämtliche Zivilisation für die nächsten 1,5 Wochen hinter uns, dennoch wird hier an Bord für alles gesorgt. Besonders schön sind die Kabinen mit dem Blick nach draußen, denn wir wollen der Natur natürlich möglichst nah sein und da bietet sich unter anderem der eigene Balkon ganz besonders an. Schaut euch mal meine Suite mit 44 Quadratmetern an – das ist wirklich ein Traum!
Heute haben wir hier in Longyearbyen noch Mobilfunkempfang, was sich die nächsten Tage auf jeden Fall ändert. Insofern bin ich dann auf die Satellitenverbindung angewiesen, um euch Beiträge liefern zu können. Deshalb hier schon einmal der Hinweis vorab: Eventuell klappt das nicht so zuverlässig oder unter Umständen auch gar nicht. In diesem Fall berichte ich euch dann anschließend ausführlich – versprochen! Also keine Sorge: Ihr werdet nichts verpassen.
Gleich machen wir uns auch schon auf den Weg zu den ersten Zielen und lassen Longyearbyen hinter uns. Insofern: Ich melde mich wieder sobald es die Internetverbindung zulässt.
Teil 2: Der erste Expeditionstag auf Spitzbergen!
Nach der langen Anreise hier in den hohen Norden nach Spitzbergen, begann heute direkt der erste große Expeditionstag. Der Vorteil in Spitzbergen ist, dass man direkt von der Hauptstadt Longyearbyen zu großen Abenteuern aufbrechen kann und nicht erst weite Distanzen mit Seetagen zurücklegen muss.
So begann der heutige Tag mit einem Frühstücksbuffet im Restaurant auf Deck 4 mit einer üppigen und köstlichen Auswahl. Gut gestärkt sollte man auf eine Expedition am heutigen Tag starten, um auch bei kühleren Temperaturen genügend Energie zu haben. Direkt nach dem Frühstück begann dann auch schon der erste Landgang. Heute haben wir das letzte Mal unsere Gangway rausgebracht und konnten tatsächlich fest anlegen. Alle anderen Häfen beziehungsweise Anlandestellen während dieser Expedition werden dann per Zodiac erreicht.
Mit seiner geografischen Breite von 79° Nord ist Ny-Alesund die nördlichste Siedlung der Welt. Ursprünglich 1916 als Bergbausiedlung gegründet, ist es heute ein Zentrum für internationale Klima- und Polarforschung. Gebäude und Infrastruktur des Ortes werden von der staatseigenen Aktiengesellschaft Kings Bay AS unterhalten.
In Ny-Alesund gibt es zwölf Forschungsstationen aus neun verschiedenen Ländern: Norwegen, Deutschland, Großbritannien, Italien, Frankreich, Niederlande, Japan, Südkorea, China und Indien.
In kleinen Gruppen führte uns das Expeditionsteam herum und erzählte uns einige wissenswerte Informationen zu dieser geschichtsträchtigen Stadt. Bereits im Jahre 1926 brach hier ein Luftschiff auf, um den Nordpol der Welt zu erreichen. Darüber hinaus war es auch eine Bergbaumine und hat viele weitere Besonderheiten in der Vergangenheit durchgemacht. In dem interessanten Museum gibt es einiges zu lernen und zu erfahren und gegenüberliegend befindet sich der Shop für Einkäufe und Souvenirs. Übrigens, der nördlichste Shop der Welt! Direkt daneben befindet sich dann auch gleichzeitig der nördlichste Briefkasten der Welt, um die Briefe von hier aus in die weite Welt zu senden. Jede Postkarte, die hier eingesteckt wird, wird irgendwo südlicher auf der Welt zugestellt. Nördlich von hier aus gibt es keinen Briefkasten mehr auf der ganzen Welt.
Ein besonderer erster Eindruck, bevor wir Kurs genommen haben, auf unsere nächste Anlandestelle für den heutigen Tag: Ny London!
Während der Fahrt dorthin wurden uns die Vorschriften für das Verhalten in der Arktis beigebracht – eine Pflichtveranstaltung für jeden Gast an Bord! Dabei lernen wir zum einen Basics, die eigentlich klar sein sollten. Auf der anderen Seite lernen wir aber auch einiges über die Gefahr der Eisbären, denn diese so niedlich aussehenden Tiere sind Raubtiere und keinesfalls zu unterschätzen. Die höchste Priorität liegt darin, Tier und Mensch zu schützen. Mögliche Konfrontationen gilt es also bereits im Vorhinein zu vermeiden.
Gestärkt vom Mittagessen ging es dann heute Nachmittag bereits zur zweiten Anlandung – diesmal jetzt aber per Zodiac. Mit den kleinen Schlauchbooten sind wir vom Schiff aus nach Ny London gefahren. Hier gab es wieder einiges zu entdecken und wir konnten etwa zwei Stunden an Land verbringen, bevor wir dann wieder zurück zu unserem Schiff gefahren seid.
Ein kurzes Briefing für den bevorstehenden Tag und dann hat uns der Kapitän auch noch einmal persönlich willkommen geheißen. Wir haben angestoßen auf eine schöne Expeditionskreuzfahrt in der Main Lounge auf Deck 4 und anschließend wurden wir eingeladen vom Maitre zum Willkommensdinner im Restaurant. Ein tolles Menü am Platz serviert mit Wolfsbarsch und vielen weiteren Köstlichkeiten.
Teil 3: Der erste große Gletscher hautnah!
Heute ist bereits Tag drei unserer Expedition hier ganz hoch im Norden auf Spitzbergen. Bereits nach dem Öffnen der Vorhänge sehe ich viel Nebel im Fjord. Eine mystische Atmosphäre, die etwas ganz besonderes mit sich bringt. In weiter Ferne ist eine hohe Gletscherfront zu sehen, die unser heutiges Ausflugsziel am Vormittag sein wird.
Gegen 8:00 Uhr macht der Expeditionsleiter eine Durchsage und verkündet uns, dass die heutige geplante Wanderung aufgrund der Sichtsituation nicht stattfinden kann. Zu groß ist die Gefahr, dass aus dem Nebel ein Eisbär vorkommt und damit die Gruppe kurzfristig gefährden könnte. Typisch für eine Expedition, dass aus Plan A schnell Plan B wird. Plan C, D und E liegen aber meistens auch bereits in der Schublade. Auf einer Expedition ist eben nichts vorherzusehen und kann sich stündlich, manchmal auch minütlich ändern. Das macht es aber auch spannend!
Plan B muss aber gar nicht unbedingt schlechter sein als Plan A und so verspricht auch heute das Programm trotz der Änderung interessant zu werden. Der Expeditionsleiter verkündet, dass alle Gäste auf eine Zodiac Rundfahrt gehen. Etwa 90 Minuten Panoramafahrt durch den wunderschönen Fjord mit einer ganz mystischen Stimmung aufgrund des Nebels. Gut eine halbe Stunde später geht es auch schon los und wir werden aufgerufen zur Einkleidung in den Mudroom auf Deck 3. Jede Kabine hat ihren eigenen Spind, in dem die Gummistiefel, Expeditionsparker und Rettungswesten für die Zodiac Fahrten gelagert sind.
Mit zehn Personen im Zodiac verlassen wir das Expeditionsschiff mit Kurs auf eine Panoramafahrt durch die einmalige Landschaft. Nach wenigen Minuten sichten wir erste Walrosse am Strand. Beeindruckende Tiere mit riesigen Stoßzähnen. Sie liegen ganz entspannt am Strand und schauen immer mal wieder nach uns auf. Dabei sieht es aus, als würden sie kuscheln – sie sind tatsächlich sehr gesellige Tiere. Ein Walross macht sich auf dem Weg und schwimmt uns entgegen – ein einmaliger Anblick! Wir verhalten uns ruhig, genießen den Moment und fahren nach wenigen Minuten weiter in Richtung Gletscher.
Das Ziel ist der Gullibreen mit einer beeindruckenden Abbruchkante von ungefähr 30-40 Metern Höhe. Aus dem Zodiac heraus wirkt alles unglaublich hoch und majestätisch. Aufgrund der Bewölkung und des Nebels strahlt der Gletscher in vielen Blautönen, die so nur ein Gletscher zu bieten hat. Der Kapitän des Zodiacs schaltet den Gang raus und wir genießen eine gute Viertelstunde die Stille und das Donnern des Gletschers. Immer mal wieder kommt es zu kleineren Abbrüchen an der Gletscherfront, was eine ganz besondere Geräuschkulisse verursacht. Etwa 90 Minuten später und auch etwas durchgefroren kommen wir zurück am Schiff an. Die perfekte Gelegenheit für einen warmen Drink wie zum Beispiel einen Kaffee oder ein Kakao an der Bar.
Wie geplant verlassen wir die erste Location des Tages und nehmen Kurs auf das Ziel für den Nachmittag. Während des Mittagessens verkündet der Expeditionsleiter per Durchsage hingegen, dass die geplante Anlandung am Nachmittag leider nicht stattfinden kann. Auch hier wird uns der Nebel wieder zum Verhängnis. Zu riskant wäre eine Anlandung bei diesen Bedingungen im Hinblick auf die Eisbären. Es gibt aber auch heute Nachmittag wieder einen Plan B, sodass es in einen anderen Fjord geht, wo eine Zodiac Rundfahrt geplant ist.
Während der Fahrt dorthin erfahren wir von einem der Lektoren an Bord im Auditorium einiges über Spitzbergen im Allgemeinen. Mit etwas Humor und einem netten Vortragsstil lernen wir einiges und ich teile an der Stelle gerne einmal mit euch meine Notizen, die ich mir während des Vortrages gemacht habe:
– Nördlicher als Alaska und weite Teile von Grönland
– Inselgruppe Svalbard, Hauptinsel Spitzbergen
– Spitzbergen nach den Spitzen Bergen benannt
– Durch Ableger des Golfstrom ist Westen oft eisfrei
– Im Sommer für etwa 6 Wochen eisfrei
– Insgesamt wenig Niederschlag im Jahr
– Spitzbergenvertrag 1925: vorher staatenlos und jetzt zu Norwegen.
– Kohlevorkommen
– Kein Militär, neutrales Gebiet
Am Nachmittag steht noch eine weitere Zodiac-Rundfahrt an, die aufgrund etwas mehr Wellengang recht rau ist. Wir schauen uns dabei historisch bedeutende Orte an, wo unter anderem die ersten Luftschiffe in Richtung Nordpol gestartet sind und historische Expeditionen gestartet sind. Auch ehemalige Walfangstädten spielen heute eine große Rolle. Ganz vorne im Zodiac werde ich doch recht nass und komme durchgefroren zurück an Bord. Was könnte da besser sein, als ein kurzer Besuch im beheizten Whirlpool an Deck. Mit Mütze dort oben das warme Wasser zu spüren und dabei die Walrösser am Ufer zu sehen ist unbeschreiblich.
Teil 4: Planänderungen gehören zur Tagesordnung auf einer Expedition!
Heute ist bereits Tag 4 auf dieser Expedition im hohen Norden. Anders als bei einer regulären Kreuzfahrt, gibt es hier nur ein grobes Expeditionsprogramm. Der Expeditionsleiter verkündet dies immer am Vorabend im Auditorium und so gab es gestern Abend die Information, dass wir heute Vormittag den berühmten Monaco Gletscher besuchen und heute Nachmittag an der Texas Bar anlanden werden.
Mein Wecker klingelt gegen 7:00 Uhr und mein erster Blick geht immer direkt nach draußen. Ich habe gesehen, dass wir bereits unser Ziel erreicht haben, das aber leider nicht Gletscher ist. Mit dem Fernglas sehe ich die Texas Bar am Ufer stehen. Kurz darauf folgt auch schon die Durchsage vom Expeditionsleiter, dass die Eissituation vor dem Gletscher schwierig sei. Der Kapitän hat deshalb entschieden, dass wir heute Vormittag zunächst die Texas Bar besuchen und eine Anlandung durchführen, um heute Nachmittag einen neuen Versuch zu starten. So etwas gehört bei einer Expedition zum Tagesprogramm. Nichts ist vorhersehbar und alles kann sich jederzeit ändern. Dies ist aber nicht so schlimm, denn das Expeditionsteam reagiert professionell und schnell darauf und wirft das ganze Programm so um, sodass wir heute Vormittag trotzdem ein tolles Programm haben.
Gegen 9:00 Uhr geht es mit dem Zodiac an Land und wir starten auf drei verschiedene Wanderungen, die vom Expeditionsteam begleitet werden. Es gibt eine Gruppe für Wanderer, die ganz weit und hoch in die Berge wandern möchten. Es gibt aber auch eine Gruppe für eine moderate Wanderung und eine Gruppe für alle Gäste, die nur ein bisschen am Strand spazieren wollen. Unterwegs genießen wir den Ausblick auf den Fjord, sehen ein Rentiergeweih und verschiedene Pflanzen, die hier oben unter schwersten Bedingungen in der Arktis dennoch wachsen können. Unter anderem das Kompasskraut, das im Kern höhere Temperaturen speichern kann und somit hier oben gut überleben kann. Direkt am Strand steht die Texas Bar wo es dann Whisky für uns gab. Früher war das natürlich keine Bar, sondern eine Hütte, in der man Schutz gesucht hat.
Zur Mittagszeit hat der Kapitän dann Kurs genommen auf dem Monaco-Gletscher. Morgens aufgrund der Eissituation noch kaum erreichbar, bahnen wir uns am Nachmittag langsam den Weg durch das Eis. Mit langsamer Geschwindigkeit und viel Bedacht kommt die große Gletscherfront immer näher. Die tiefhängenden Wolken und leichter Nebel sorgen für eine ganz besonders mystische Stimmung hier im Fjord. Bis auf das knisternde Eis ist hier alles still. Wow, was ein besonderer Moment!
Am Nachmittag werden wieder die Zodiacs zu Wasser gelassen und wir starten auf eine ausführliche Zodiac Rundfahrt entlang der Gletscher. Es ist nicht nur der Monaco Gletscher den man hier bewundern kann, denn es gibt auch noch weitere Gletscher in dem Fjord, sodass wir eine sehr ausführliche und gemütliche Zodiac Fahrt machen und die Natur damit einfach noch mal viel näher kommen als vom Schiff aus. Auch das macht eine Expeditionskreuzfahrt eben ganz besonders!
Etwa 3,5 km lang ist die große Gletscherfront des Monaco Gletschers. Während wir ganz langsam und behutsam an der Front vorbei fahren, kracht und knallt es plötzlich. Ein großes Stück Eis hat sich gelöst und bricht vom Gletscher ab. Diesen Prozess nennt man auch „Kalbung“. Ein kurzer Schock im Boot aber dann gibt die Fahrerin auch eine Entwarnung, denn die entstehende Welle ist für uns nicht gefährlich. Wir kreuzen weiter vor dem Gletscher und sehen dabei noch einige Vogelarten, bevor wir dann nach etwa einer Stunde wieder zurück zum Expeditionsschiff fahren. Ein tolles Programm am heutigen Nachmittag, das eine gute Ergänzung zur Wanderung am Vormittag dargestellt hat.
Abends verlassen wir den Fjord wieder und passieren dabei den 80. Breitengrad des Planeten. Durchaus besonders, denn soweit nördlich kommt kaum ein Mensch auf dieser Welt. Auch die meisten Kreuzfahrten haben in Longyearbyen ihre nördlichsten Punkt der Reise erreicht. Wir hingegen sind noch weiter hier oben unterwegs und freuen uns auch mit auf die Erlebnisse des morgigen Tages.
Teil 5: Der König der Arktis: Eisbären in Sicht!
Der Tag beginnt heute morgen um 7:04 Uhr mit einem „Ding Dong“ der Lautsprecher auf der Kabine. Es ist der Expeditionsleiter, der uns in der Früh weckt – aus einem ganz besonderen Grund!
„Guten Morgen liebe Gäste! Schauen Sie nach draußen, denn wir haben die ersten Eisbären dieser Reise direkt vor dem Bug des Schiffes.“
Ihr glaubt gar nicht, wie leicht einem das Aufstehen plötzlich fallen kann. Keine weitere Sekunde ist vergangen und ich stehe schon auf dem Balkon! Tatsächlich – drei Eisbären spazieren gemütlich am Strand. Eine Mutter mit ihren etwa 2,5 Jahre alten Jungtieren, die gerade ihren letzten gemeinsamen Sommer verbringen. Im Herbst werden die „Kleinen“, die inzwischen schon recht groß sind, auf sich allein gestellt sein und ihren eigenen Weg gehen. So sieht die Natur das vor und ist bei Eisbären die Normalität. Heute jedoch ist es noch eine friedliche Familie, die gemeinsam auf Nahrungssuche ist.
Eigentlich war heute Vormittag nur wenige Kilometer von den Eisbären eine Anlandung mit Wanderung geplant. Da sich dort nun die Tiere befinden, wird dies selbstverständlich gecancelt, da wir die Tiere nicht stören wollen und uns selbst nicht in Gefahr bringen möchten. Das Wohl aller steht immer an erster Stelle auf einer Expedition und dafür haben auch alle Verständnis. So meldet sich der Expeditionsleiter ein weiteres Mal und teilt uns mit, dass wir hier jetzt eine Zodiac-Cruise machen und uns die Tiere aus den kleinen Schlauchbooten ansehen werden.
Eine halbe Stunde später sitzen alle in den 11 Zodiacs und freuen sich auf eine Rundfahrt. Die Regularien seitens der AECO sind sehr strikt zum Schutz der Tiere, sodass wir uns ihnen nicht annähern dürfen. Toll, dass es diese Regeln zum Schutz der Tiere gibt! Was aber möglich ist: Sich zu positionieren und darauf zu hoffen, dass sich die Eisbären uns annähern. Der Plan geht auf: Sie wandern auf uns zu und kommen uns immer näher. Zunächst nur mit dem Fernglas ideal zu erkennen, ein paar Minuten später dann auch schon mit dem bloßen Auge – einfach magisch! Der Eisbär wird schließlich auch der „König der Arktis“ genannt.
Ein Jungtier spielt mit einem Stück Holz im Wasser. Sie sind ganz unbeeindruckt von uns und lassen sich nicht ablenken. Sie spazieren gemütlich weiter auf der Suche nach Nahrung hier im arktischen Hochsommer. Durchaus nicht die einfachste Zeit für die Tiere, um satt zu werden. Sie klettern den Berg etwas hinauf und machen eine Pause an einer Höhle. Nach gut 1,5 Stunden im Zodiac fahren wir wieder zurück zum Schiff mit ganz besonderen Augenblicken im Gepäck. Das war schon mal ein perfekter Start in den Tag heute Vormittag!
Während der Mittagspause an Bord bei leckerem Mittagessen hat das Expeditionskreuzfahrtschiff Kurs genommen auf unsere Destinationen für den Nachmittag. Wir haben Alkefjellet erreicht. Eine gewaltige Felswand, die Hunderttausende Vögel beheimatet. Jetzt im arktischen Hochsommer befinden sich dort allein über 80.000 Dickschnabellumen zum brüten. Ihre Flugkünste können wir aus nächster Nähe beobachten und stellen dabei fest, dass diese noch ausbaufähig wären. Der ein oder andere Vogel stürzt einige Meter in die Tiefe bei einem Versuch zu starten. Leider werden wir auch Zeuge von einem Absturz eines jungen Tieres, das nur wenige Sekunden später von einer Raubmöwe erfasst wird. Aber auch das gehört zur Natur dazu.
Inzwischen haben sich alle Wolken verzogen und wir genießen einen richtig sonnigen Spätnachmittag an Bord. Vielleicht gibt es heute Abend sogar noch die Möglichkeit, das erste Mal die Mitternachtssonne frei zu sehen, denn im arktischen Hochsommer geht die Sonne hier nicht unter. Sie bleibt gänzlich über dem Horizont und das bis Ende August. Insofern wird es vermutlich eine eher kurze Nacht und ich verabschiede mich für heute von einem wirklich ereignisreichen Tag – vielleicht sogar der ereignisreicher Tag bisher.
Teil 6: Sonne pur in der Hocharktis!
Heute beginnt der Tag bereits um Mitternacht! Der Himmel ist klar, und so haben wir das erste Mal das Vergnügen auf dieser Reise die Mitternachtssonne zu sehen. Lange aufbleiben gehört damit eigentlich schon fast zum Pflichtprogramm, denn gegen Mitternacht steht die Sonne noch weit über dem Horizont und alles ist hell erleuchtet. Definitiv ein Highlight hier oben in der Hocharktis, das wir heute erleben durften.
Nach einer kurzen Nacht klingelt der Wecker wieder um 7:00 Uhr, um bereit zu sein für die erste Operation des heutigen Tages. Wir liegen vor Anker in der Nähe der Insel Ardneset, die zahlreiche Walrosse beheimatet. Mit den Zodiacs geht es an Land und wir haben die Möglichkeit, am Strand die Walrosse aus nächster Nähe zu bestaunen. Das Expeditionsteam achtet jederzeit darauf, dass wir den vorgegebenen Mindestabstand einhalten und die Tiere somit ganz in Ruhe am Strand liegen lassen. Sie schnaufen gut hörbar und bewegen sich mal zum Wasser, mal zu Land. Es sieht mühsam aus, wie sich die Walrosse fortbewegen und ich möchte eigentlich nicht mit ihnen tauschen. Wobei die Vorstellung dort den ganzen Tag entspannt am Strand zu liegen, gar nicht so schlecht klingt . Teilweise liegen sie bis zu zehn Tage regungslos am Strand und verdauen ihre Nahrung, die sie vorher gefangen haben.
Besonders schön ist heute auch das Panorama mit den vielen Gletschern im Hintergrund denn die Sichtweite ist aufgrund des guten Wetters extrem hoch. Im Grunde genau das Gegenteil zu den Tagen zuvor, an denen wir teilweise doch etwas Pech hatten. Eine große Wanderung ist es heute Vormittag nicht, sondern eher ein Spaziergang am Strand mit dem Highlight der Tierbeobachtung. Da wir täglich zwei Anlandungen beziehungsweise Operations durchführen, ist das aber auch gar nicht so schlimm und eine gute Abwechslung. Nach gut einer Stunde an Land besteigen wir die Zodiacs und nehmen wieder Kurs auf unser Expeditionskreuzfahrtschiff, das kurze Zeit später auch schon wieder ablegt und Kurs auf das Ziel für den heutigen Nachmittag nimmt.
Während der Mittagspause ist es besonders angenehm in der schönen Sonne an Deck. Mit Blick auf die Heckwelle und einem blauen Himmel lässt sich die Mittagspause wunderbar genießen. Schließlich geht es gegen 14:30 Uhr auch schon weiter. Wir müssen fit sein für eine weitere Zodiac Fahrt. Zunächst geht es etwa eine Stunde durch kleine Fjorde, die wir mit den Zodiacs passieren. Wären wir mit den Zodiacs unterwegs sind, kreuzt auch unser Expeditionskreuzfahrtschiff weiter durch den Fjord, sodass wir heute Nachmittag das Schiff an einer anderen Stelle wieder erreichen werden.
Inzwischen sind wir im nordöstlichen Teil von Svalbard, das sich Nordaustlandet nennt. Anders als in Spitzbergen selbst, sind die Berge hier nicht spitz, sondern es ist alles relativ flach und wüstenähnlich. Mit elf Zodiacs fahren wir also durch die Landschaft und genießen dabei den Ausblick auf die flachen Berge und einige Tiere wie zum Beispiel ein Walross. Zum Ende der Zodiac Fahrt kommen wir an in Kinnvika – eine ehemalige Forschungsstation. Hier wurden bereits in den fünfziger Jahren verschiedene Untersuchungen vorgenommen und zum Beispiel an den Polarlichtern geforscht. Sehr interessant und durchaus gut erhalten diese Station, sodass man sich ein wenig in der Zeit zurückversetzt fühlt und einen kleinen Einblick darin bekommt, wie man hier früher gelebt hat. So haben Wissenschaftler hier sogar den eiskalten Winter verbracht und wichtige Erkenntnisse für die Forschung erlangt.
Nach über 2 Stunden an Land geht es zurück zu unserem Expeditionskreuzfahrtschiff. Und was könnte der besser tun als ein kurzer Besuch im Whirlpool an Deck. Bei 2 °C Außentemperatur tut es einfach unglaublich gut mit einer Mütze in das warme Wasser zu gehen und merkt förmlich, wie der Körper wieder auftaut. Kurz darauf steht auch schon wieder das tägliche Recap an, wo wir mit dem Expeditionsteam erfahren, was wir heute gesehen und gelernt haben und auch einen kleinen Ausblick auf morgen bekommen. Eines ist gewiss: Morgen wird wieder ein sehr beeindruckender und spannender Tag!
Teil 7: Besuch der Eiskante „kurz“ vor dem Nordpol!
Kurz vor dem 81. Breitengrad auf der nördlichen Halbkugel der Welt beginnt der heutige Tag hier in der Hocharktis. Die nicht untergehende Sonne strahlt auch am heutigen Morgen und weckt ganz sanft aus dem Schlaf. Beim ersten Blick auf dem Balkon ist klar: Das wird heute ein wunderbarer und vor allem ein sonniger Tag. Kaum Wolken am Himmel und ein tiefblaues Polarmeer – es könnte kaum schöner sein!
Der Expeditionsleiter verkündete es bereits gestern Abend, dass wir uns auf dem Weg in Richtung Packeisgrenze befinden. Nach kurzer Zeit ist sie dann auch schon sichtbar und ihr könnt euch vorstellen, dass dies ein ganz besonderer Moment ist. Nicht mehr weit bis zum Nordpol und wir befinden uns hier an der Grenze zu dem zugefrorenen Polarmeer, dass zahlreiche Eisbären und viele weitere Tiere beheimatet. Mindestens dreiviertel des Jahres ist das hier alles zugefroren und für Schiffe nicht befahrbar. Seit gut einem Monat bildet sich die Packeisgrenze in den Sommermonaten zurück und wir können heute mit unserem Expeditionskreuzfahrtschiff entlang dieser Packeisgrenze fahren.
Während der Fahrt entlang des Eises gibt es heute die Möglichkeit die Brücke des Schiffes zu besichtigen. Jeweils zehn Personen in einer kleinen Gruppe. Für 15 Minuten bekommen eine kleine Führung und erfahren Wissenswertes über den Antrieb und die Navigation der Schiffes. Auch wenn Expeditionskreuzfahrtschiffe kleiner sind, sind diese natürlich dennoch sehr modern ausgestattet und so verfügt das Schiff über modernste Antriebstechnologien, die wir erklärt bekommen.
Gegen 11:00 Uhr am Vormittag gibt es eine Durchsage vom Expeditionsleiter und er zählt die Sekunden bis zum überschreiten des 81. Breitengrad es auf der Nordhalbkugel. Ein klatschen und jubeln geht über das Schiff als zählt: „3, 2, 1 – jetzt sind wir auf 81° Nord!“.
Das Bewusstsein darüber, dass kaum ein Mensch so weit nördlich auf der Welt kommt, ist schon etwas sehr besonderes. Fast die gesamte Menschheit auf dem Planeten, befindet sich gerade südlich von uns und wir sind ganz oben hier fast am Dach der Welt. Durchaus ein besonderer Moment, den man so schnell wahrscheinlich nicht mehr vergessen wird.
Der Wind nimmt zu, und es wird langsam ungemütlich an Deck, denn wir haben Temperaturen um den Nullpunkt. Zwar ist es sonnig und sieht warm aus, der Wind hat es aber in sich und bläst doch ganz schön stark und vor allem auch kalt. Wir erfahren von der Brücke, dass wir nun wenden und in windgeschütztere Gebiete fahren, um dort heute Nachmittag im bestmöglichen Fall sogar noch einmal in die Zodiacs zu steigen. Dafür müssen wir aber zunächst durch das Auge des Sturms, und da wir hier oben in Gebieten mit Eisbergen unterwegs sind, müssen die Stabilisatoren des Schiffes ausgeschaltet bleiben. Dies bedeutet natürlich, dass das rollende Schiffes zu recht starken Schiffsbewegungen führt. Aber auch das gehört natürlich zu einer Expeditionskreuzfahrt dazu.
Nach dem Mittagessen gibt es noch einen Vortrag vom Expeditionsleiter Chris, der einen sehr interessanten und umfangreichen Vortrag über die Eisbären hält. Man nennt das Tier den „König der Arktis“ und zurecht ist dieses Tier etwas ganz besonderes hier oben, denn es kann in diesem doch sehr schwierigen Lebenslagen gut überleben. Wir lernen über die Gefahren und Umwelteinflüsse, die die Eisbären betreffen.
Nach einigen Stunden Fahrt durch das Polarmeer erreichen wir erneut die Eisgrenze. Hier an dieser Stelle ist es deutlich weniger windig und so ist es möglich die Zodiacs zu Wasser zu lassen. So ist es am Nachmittag noch möglich, eine Zodiac Rundfahrt durch das Packeis zu machen und dabei ganz besondere Perspektiven und Erlebnisse zu bekommen. Hier zu sein und damit weniger als 1000 km vom Nordpol entfernt zu sein, ist durchaus ein Gefühl, das man einmal erlebt haben sollte und man kaum beschreiben kann. Bei strahlendem Sonnenschein und dazu windstille fahren wir durch die kleinen Eisschollen, die alle gefrorenes Meerwasser sind und „einjähriges Eis“ oder eben auch „Meereis“ heißen. Im Winter geht diese Packeisgrenze immer weiter in Richtung Süden, und im Sommer zieht sich das Packeis eben wieder weiter zurück bis zu der Stelle, an der sich jetzt gerade befindet. Nach gut einer Stunde geht es zurück an Bord und wir werden kulinarisch bestens versorgt, denn das Küchenteam hat ein tolles BBQ vorbereitet und versorgt uns mit frisch Gegrilltem von dem Holzkohlengrill.
Am Abend machen wir uns wieder auf dem Weg in Richtung Spitzbergen und nähern uns aus Richtung Norden an – durchaus ein seltenes Ereignis. Ich bin gespannt, was uns morgen erwartet und werde euch auf jeden Fall wieder berichten und sende zunächst.
Teil 8: Spontanität ist alles und ermöglicht auch tolle Erlebnisse mit Eisbären!
Nachdem wir gestern einen relativ entspannten Tag an Bord hatten mit dem Besuch an der Eiskante kurz vor dem Nordpol, gab es heute wieder ein umfangreiches Programm an Bord und an Land. Vormittags haben wir eine Anlandung durchgeführt mit der Möglichkeit auf eigene Faust ein wenig zu wandern und heute Abend haben wir noch eine Zodiac Fahrt gemacht.
Der Tag beginnt wie immer mit dem Frühstück und anschließend gegen 9:00 Uhr ruft der Kreuzfahrtleiter die erste Gruppe auf, um in die Zodiacs einzusteigen. Nach einer kurzen Fahrt an Land erreichen wir die Anlandestelle im Norden Spitzbergens „Crozjerpynten“. Auf den ersten Blick etwas unscheinbar, in der Tiefe jedoch sehr interessant. Schließlich hat man hier bereits im Jahre 1899 Forschung betrieben im Hinblick auf die Krümmung der Erde. Man hat angezweifelt, dass die Erde kreisrund ist und bewiesen, dass sie hier oben tatsächlich etwas unrund ist. Die Entfernung zwischen den Breitengraden variiert hier oben tatsächlich etwas und das hat man damals schon hier entdeckt und erforscht. Daher durchaus ein interessanter Ort und einiges davon ist auch noch übrig geblieben, teilweise gut und teilweise schlechter erhalten. Etwa eine Stunde haben wir Zeit für eine Wanderung auf eigene Faust entlang der Landschaft und das tut auch mal wieder gut, nachdem wir gestern den ganzen Tag am Bord beziehungsweise in den Zodiacs verbracht haben.
Generell bin ich überrascht, dass wir auf dieser Reise sehr viele historische Punkte ansteuern und viel über die Vergangenheit und die Forschung in früheren Zeiten erfahren. Viele denken vielleicht, dass eine Expeditionskreuzfahrt hier oben auf Spitzbergen überwiegend die Gletscher und Tiere in den Fokus nimmt – dem ist aber nicht so. Wir haben zum Beispiel auch einen Historiker im Expeditionsteam, der uns immer einiges über die historisch wertvollen Ereignisse informiert. Natürlich gehören Gletscher auch dazu und so haben wir uns zur Mittagszeit auf dem Weg gemacht zum größten Gletscher hier auf Spitzbergen. Während der Mittagszeit kreuzen wir mit unserem Expeditionskreuzfahrtschiff durch die so genannte Hinlopenstraße und so zieht auch wieder der ein oder andere Gletscher an uns vorbei.
Typisch für eine Expeditionskreuzfahrt ist, dass diese Fahrzeiten nicht ungenutzt bleiben. So gibt es heute Nachmittag einen Vortrag von unserer Lektorin Carina im Auditorium, in dem sie über die Robben referiert. „Raubtiere mit Kulleraugen“ heißt der Vortrag und gespannt lausche ich Ihren Ausführungen. Robben sind große Raubtiere, werden aufgrund ihrer Kulleraugen aber meist nicht als solche wahrgenommen. Diese Meeressäuger haben sich auch erstaunlich gut an das Leben im Wasser angepasst und haben eine weltweite Verbreitung. Neben Lebensweise und aussehen werden die Robbenarten, welche wir auf dieser Reise sehen, können, vorgestellt und anschaulich präsentiert. Durchaus immer sehr empfehlenswert, solche Angebote auch mitzunehmen und einiges über die Tierwelt und andere Aspekte zu lernen.
Auf dem Weg zu dem berühmten Gletscher am Nachmittag zieht recht plötzlich starker Nebel auf. Der Kapitän muss die Geschwindigkeit des Schiffes deutlich reduzieren und wir können nur noch mit fünf Knoten Kurs auf den Gletscher nehmen. Da sich die Ankunftszeit dadurch so stark verzögern würde, dass wir erst in der Nacht ankommen würden, plant das Expeditionsteam wieder einmal um und ermöglicht damit noch mal ein ganz besonderes Erlebnis. Der Expeditionsleiter hat von einem Walkadaver erfahren, der naturgemäß die Tiere und Eisbären sehr stark anzieht. Sie sind immer auf der Suche nach Futter und da ist so ein natürlicher Kadaver eine sehr gute Futterquelle.
Wir erreichen den Walkadaver auf einer Insel und schon sind mit dem Fernglas Eisbären zu sehen. Die Zodiacs werden umgehend zu Wasser gelassen und wir boten schnell in die Schlauchboote aus. Wir nähern uns langsam und vorsichtig an, um die Tiere natürlich auch nicht zu verschrecken und schnell ist sichtbar, dass es sich um vier Eisbären handelt. Aus sicherer Entfernung beobachten wie die Eisbären an der riesigen natürlichen Futterquelle. Einer der Eisbären befindet sich wohl schon einige Tage dort und hat auch kräftig Gewicht zugelegt. Der männliche Eisbär ist wirklich ein Prachtexemplar und wird vom Expeditionsleiter liebevoll „Wonneproppen“ genannt. Es ist interessant zu beobachten, wie die Tiere miteinander agieren und sich abwechselnd an dem Walkadaver bedienen. Ein kurzes fauchen des großen Eisbären gegenüber des kleinen ist dann aber auch schon das meiste an Aggressivität und dann überlässt er dem kleinen Eisbären auch die Futterquelle.
Nach gut 1,5 Stunden im Zodiac fahren wir zurück zu unserem Expeditionskreuzfahrtschiff und nehmen dann doch noch einmal kurz auf den großen Gletscher hier oben in der Arktis. Wir hoffen darauf, dass sich der Nebel etwas verzieht und wir die riesige Gletscherfront, die etwa 160 km lang ist, beobachten können. Die Ankunft ist für 22:30 Uhr terminiert und wir genießen bis dahin erst einmal das Abendessen an Bord. Schnell wird aber auch hier sichtbar, dass der Nebel nicht besser wird und wir kaum etwas sehen können. Aufgrund einiger Eisberge im Wasser bemerken wir, dass wir uns dem Gletscher annähern. Kurze Zeit später befinden wir uns direkt vor dem Gletscher und müssen leider feststellen, dass es heute nichts mehr wird mit der sich auf die beeindruckende Gletscherfront.
In Summe aber dennoch ein sehr gelungener Tag mit zwei tollen Operations heute und glücklich und zufrieden kann man somit ins Bett gehen und sich auf den morgigen Tag freuen.
Teil 9: Wie Sie sehen, sehen Sie nichts – Ein Tag im Nebel …
Meine Tage hier oben auf dieser Expedition in der Arktis beginnen immer mit einem Blick nach draußen. Jeden Morgen bin ich gespannt, was draußen auf uns wartet und wie die Landschaft aussieht. In den vergangenen Tagen habe ich immer etwas besonderes gesehen, wie zum Beispiel besonders schroffe Landschaften, spitze Berge oder sogar ja auch einmal das Packeis. Heute sieht es alles etwas anders aus, denn beim Blick nach draußen sieht man gar nichts. Dichter Nebel und relativ starker Wind sorgen für ungünstige Bedingungen auf einer Expedition.
Schon kurz danach folgt das „Dingdong“ der Lautsprecher und der Expeditionsleiter meldet sich zu Wort. Leider müssen wir die geplante Anlandung am heutigen Vormittag absagen und machen uns nun direkt auf dem Weg zu der anderen Stelle für den heutigen Nachmittag. Aufgrund des Nebels kann nicht sichergestellt werden, dass sich keine Eisbären in der Nähe befinden und auch der Wind ist zu stark, um mit den Zodiacs an Land zu fahren. Spontan wird ein Vortrag über Wale von der Meeresbiologin in das Programm eingeplant, um Alternativen zu schaffen. Interessiert lausche ich der Meeresbiologin und erfahre dabei einiges über die beeindruckenden und wirklich großen Tiere im Meer. Den größten dieser Wale – den Pottwal – haben wir ja bereits am ersten Abend gesehen und konnten diesen besonderen Anblick genießen. Bis zu etwa 30 Meter lang können diese beeindruckenden Tiere groß werden und besonders interessant ist, dass sie in den Sommermonaten hier oben in der Arktis sind, um Nahrung aufzunehmen und sich dann in den Wintermonaten in die wärmeren Gebiete, wie zum Beispiel die Karibik aufmachen, um dort den Nachwuchs zur Welt zu bringen.
Wie jeden Tag gibt es hier dann auch wieder die Routine, das leckere Mittagessen einzunehmen und gespannt warten wir auf die Ankunft an der Anlandestelle für den heutigen Nachmittag. Doch auch hier sind die Bedingungen nicht wirklich besser, denn der Nebel hat sich nicht verzogen und der Wind hat sogar noch etwas zugenommen. Auch hier meldet sich wieder der Expeditionsleiter und muss leider verkünden, dass die geplante Einladung auch am heutigen Nachmittag nicht stattfinden kann. So etwas gehört zu einer Expedition dazu und die Flexibilität und Spontanität der Gäste wird entsprechend erwartet. Auch jetzt wird wieder ein spontaner Vortrag eines Lektors eingeworfen, der über Roald Amundsen referiert und wir somit einige Einblicke in die Geschichte der Weltentdeckung bekommen.
Am Ende des Tages ist es dennoch ein gelungener Tag, denn in den letzten Tagen haben wir immer sehr viel erlebt und der heutige Tag ist ideal geeignet, um die ganzen Eindrücke zu verarbeiten. Viele Gäste nutzen die Annehmlichkeiten am Bord und gönnen sich zum Beispiel mal eine Ruhephase. Ob ein Besuch in der Sauna, ein paar heiße Getränke in der Observation Lounge oder einfach ein Buch zu lesen auf dem Bett – heute sollte auch für jeden etwas Entspannung mit dabei sein. Ich nutze den Tag heute, um das gesamte Material aufzuarbeiten, zu sichten und entsprechend vorzubereiten. Unzählige beeindruckende Aufnahmen entstehen während so einer Expedition und heute finde ich endlich Zeit dafür, um einmal das gesamte Material zu sichten.
Morgen sieht der Wetterbericht schon wieder besser aus und ich bin zuversichtlich, dass wir morgen wieder tolle Erlebnisse haben werden und freue mich damit auf den morgigen Tag.
Teil 10: Wenn Plan B viel besser als Plan A ist!
Der heutige Tag beginnt ganz im Süden von Spitzbergen. Wir haben das südliche Kap der Nacht umrundet und sind nun im Recherchefjord unterwegs und unser Expeditionskreuzfahrtschiff fährt am frühen Morgen noch durch dichten Nebel. So ertönt wieder die Durchsage vom Expeditionsleiter, dass die geplante Anlandung am Vormittag so leider nicht stattfinden kann – zu groß ist die Gefahr im dichten Nebel an Land mit dem Risiko Eisbären in der Nähe eventuell zu spät zu sichten. Unser erfahrener Expeditionsleiter hat aber direkt einen Plan B in der Tasche, der sich im Endeeffekt sogar besser und interessanter als Plan A herausstellt.
Wir fahren nämlich eine halbe Stunde weiter zu einem der großen Gletscher in diesem Fjord und machen hier eine Panoramafahrt mit den Zodiacs, um den Gletscher noch mal näher zu kommen als vom Schiff aus. Wir erfahren, dass dies auch bereits die letzte Gelegenheit für eine Fahrt vor einem Gletscher ist. Insofern wirklich eine tolle Alternative, dass wir heute noch mal ein Gletscher aus nächster Nähe bewundern können. Letztendlich gehören Gletscher und große Eismassen ja zu einer Expedition auf Spitzbergen dazu und so freue ich mich darüber, dass wir heute noch einmal die Gelegenheit dazu bekommen, diesen großen Gletscher so nah zu bewundern.
In sicherer Entfernung vom Gletscher schalten wir den Motor des Zodiacs aus und genießen die absolute Stille und das Knistern des Eises im Wasser um uns herum. Hin und wieder grollt und donnert es aus dem Gletscher. So ein Gletscher ist schließlich die ganze Zeit in Bewegung, denn das Eis schiebt sich aus den hohen Bergen hinunter in den Fjord. Gewaltige Kräfte lasten dort dem Eis und bei kleinen Bewegungen des Gletschers erklingt ein lautes Donnern und Grollen. Die ein oder andere kleinere Kalbung des Gletschers können wir dabei beobachten. Definitiv ein ganz besonderes Gefühl so nah an dem Gletscher zu sein und ihn zu bestaunen. Kürzlich habe ich euch mitgenommen auf eine Kreuzfahrt nach Alaska und auch da stand ein Tag in der so genannten „Glacier Bay“ an, um die Gletscher dort zu anzuschauen. Das Erlebnis hier auf einer Expedition in einem Zodiac zu sitzen, ist jedoch nicht zu vergleichen und deutlich intensiver. Das ist dann letztendlich auch der große Unterschied zu einer Kreuzfahrt mit einem großen Schiff.
Nach gut einer Stunde im Zodiac fahren wir zu einem Strand, um dort ein Polar Plunge durchzuführen. Ganz nach dem Motto „Nur die harten kommen in den Garten“ haben sich einige Gäste in den eiskalten Fjord getraut und zwischen den Eisschollen gebadet. Ein kaltes, aber auch einmaliges Erlebnis, das man eigentlich einmal mitgemacht haben sollte. Was meint ihr? Würdet ihr in das Wasser springen?
Wie jeden Tag gibt es dann eine ausgiebige Mittagspause, die mit einem leckeren Mittagessen im Restaurant beginnen. Anschließend gibt es noch ein bisschen Zeit, um sich auszuruhen und fit zu sein für die Operation am Nachmittag. Denn auch heute steht wieder etwas besonderes an am heutigen Nachmittag, da wir vor einem Vogelfelsen den Anker zu Wasser gelassen haben.
Zahlreiche Vogelkolonien wohnen hier an diesem beeindruckenden Felsen, an dem wir auch relativ weit hoch klettern können. Von oben hat man eine tolle Aussicht über die gesamte Bucht, den Fjord und auf unser Expeditionskreuzfahrtschiff. Auch hier mal wieder ein Traum für Natur- und Vogelliebhaber. Wir können uns etwa 2 Stunden lang frei bewegen, spazieren gehen oder eben auch ein bisschen den Berg hoch klettern. So gibt es für jeden Gast individuell die Möglichkeit nach eigenem Ermessen sich zu bewegen. Während des Spaziergangs tauchen sogar ein paar Beluga Wale am Ufer auf, die wir vom Strand aus bewundern können.
Am Abend gibt es das tägliche Recap, indem uns das Expeditionsteam einige Informationen über die heutigen Anlandungen gibt und wir somit noch im Nachgang einiges über die Vogelwelt erfahren können. Der Expeditionsleiter gibt uns ein Ausblick auf den morgigen Tag und die Freude auf den letzten Expeditionstag ist bereits groß.
Teil 11: Der letzte Expeditionstag in der Hocharktis
Über Nacht hat unser Expeditionskreuzfahrtschiff Kurs genommen auf den Isfjord auf Spitzbergen. Dies ist auch schon der Fjord, an dem Longyearbyen liegt – die Hauptstadt von Spitzbergen. Dieser Fjord ist so groß, dass man hier noch einen ganzen Expeditionstag verbringen und verschiedene Aktivitäten durchführen kann. Heute ist auch schon unser letzter Tag an Bord und somit stehen die letzten beiden Aktivitäten der Reise an.
Gegen 8:00 Uhr erreichen wir unsere erste Anlandestelle für den heutigen Tag mit einem großartigen Ausblick auf einen der vielen spitzen Berge hier oben auf Spitzbergen. Der Name ist hier quasi Programm. Mit den Zodiacs fahren wir an Land und können wieder verschiedene Wanderungen mitmachen. Ob eine lange Wanderung für alle aktiven Gäste, eine mittellange Wanderung oder auch ein ganz entspannter Spaziergang entlang der Küste – es ist heute für jeden Gast wieder etwas mit dabei. Ich entscheide mich für die durchschnittliche Wanderung und freue mich auf tolle Eindrücke in dieser einmaligen Landschaft.
Begleitet vom Expeditionsteam erfahren wir während der Wanderung wieder viele wissenswerte Informationen über die Tierwelt und auch die Pflanzen hier auf Spitzbergen. An der heutigen Anlandestelle Alkornet befinden sich tatsächlich viele Rentiere. Diese unterscheiden sich hier oben auf Spitzbergen durchaus etwas von den Rentieren auf dem Festland in Norwegen. Sie haben sich nämlich an die schroffe und vor allem kalte Umgebung angepasst und sind dadurch etwas kleiner und kompakter, um zum einen besser gegen die Kälte geschützt zu sein und zum anderen besser für das doch sehr bergige Terrain geeignet zu sein. Zunächst sehen wir zwei der Tiere auf der Wiese grasen und als wir auf die kleine Bergkuppe kommen, sehen wir mindestens 20 weitere Rentiere ganz friedlich auf der Grünfläche. Durchaus ein sehr besonderer und unvergesslicher Anblick.
Nach gut 1,5 Stunden auf einer kleinen Wanderung geht es zurück zum Strand, wo bereits die Zodiacs auf uns warten. In gut 5 Minuten bringt uns das Expeditionsteam wieder zurück zu unserem Expeditionskreuzfahrtschiff und wir sind bereit für das leckere Mittagessen an Bord. Währenddessen nehmen wie Kurs auf unsere zweite und letzte Anlandestelle für den heutigen Nachmittag, die noch weiter im Fjord liegt. Die Sonne kommt raus und wir genießen die Fahrt durch den Fjord, denn die Landschaft hier ist wirklich sehr schroff und einmalig. Die meisten Kreuzfahrtschiffe biegen dann auf dieser Passage rechts ab in Richtung Longyearbyen aber wir fahren noch weiter tief hinein in Richtung Pyramiden.
Kurz vor dem Ort Pyramiden im Eisfjord von Spitzbergen haben wir unsere Location für den heutigen Nachmittag erreicht – und zwar Skansbukta. In Skansbukta können wir eine ehemalige Mine ansehen, die aufgrund des mangelhaften Materials in dem Berg damals nicht lange aktiv war. Die Landschaft an dieser Stelle hier im Fjord ist wirklich sehr beeindruckend und wir haben eine letzte Gelegenheit für Spaziergänge am Strand. Einige Überbleibsel von der damaligen Miene sind noch vorhanden, wie zum Beispiel die Schienensysteme oder auch eine Hütte und sogar auch ein Wrack. Die Sonne kommt raus und die Temperaturen sind ungewöhnlich warm im Vergleich zu den letzten Tagen, was aber nicht unüblich für die Gegend hier an dem Fjord ist.
Der Expeditionsleiter bietet für abenteuerlustige auch noch mal ein Zodiac-Abenteuer an und wir gehen auf eine letzte rasante Fahrt mit den Schlauchbooten. Die Wellen schlagen vorne rüber, wir werden alle nass und haben eine Menge Spaß als Abschluss dieser tollen Expedition. Nach gut 2 Stunden zurück an Bord wartet auf die letzte Kaffeestunde auf uns mit leckerem Kuchen und einem warmen Kakao zum Aufwärmen.
Am Abend verabschiedet sich der Kapitän von uns und es gibt ein letztes besonderes Abendessen mit schmackhaften Spezialitäten zum Abschied dieser Reise. Wir nehmen Kurs auf die Hauptstadt Spitzbergens Longyearbyen, die wir uns morgen noch einmal intensiv anschauen können. Die Koffer sind gepackt und damit endet zunächst die Reise – auch wenn der Abreisetag morgen noch sehr interessant sein wird mit dem Besuch der Hauptstadt Spitzbergens.
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